Foasenoacht

Brauchtum zur Fastnacht

Nach altem Brauch war es früher auf dem Lande üblich, dass an diesen Tagen vor allem Kinder aus armen Familien meist bei den Bauern um Naturalien bettelten. Der dabei gesungene Vers spielte auf deren Wohlstand und die gut gefüllten Vorratskammern an. Oft erhielt man aber nur etwas Mehl, das in einen kleinen Beutel gefüllt wurde, manchmal auch ein Hühnerei oder ein Fastnachtsgebäck. Aus dem erbettelten Mehl wurde dann Brot für die oft vielköpfige Familie gebacken.

Fast völlig vergessen ist inzwischen die ursprüngliche Tradition der Heisch- oder Bettelfastnacht, wie sie noch bis in die 1950er Jahre in Schweinsberg am Fastnachtsdienstag üblich war. Große Kinderscharen zogen dann durch die Straßen und sangen vor jeder Haustüre das Bettellied "Ho, ho, ho - die Foasenoacht es do", um dafür Fastnachtskreppel, Eier oder gar ein Geldstück zu erhalten.

Ab den 60iger Jahren wandelte sich der Brauch mehr in ein spaßiges Geschehen. Bedürftigkeit, auch in ärmeren Familien, gab es kaum noch. Die Kinder kostümierten sich, hatten ihre Freude an der Maskerade und legten wenig oder keinen Wert mehr auf Naturalienspenden, eher auf Naschwerk.

Auch heutzutage gehen noch Kinder in Schweinsberg von Haus zu Haus, singen vor den Haustüren den nachfolgenden Vers und erwarten und bekommen meist Süßigkeiten. Damit ist das Brauchtum zwar noch erhalten, hat aber nicht mehr den ursprünglichen Zweck Armut oder Hunger zu lindern.

Kinderliedvers:

 

Ho, ho, ho, die Foasenoacht es do

wann de mer kee Krebbil geabt,

laaije aue Hingil nid,

ho, ho, ho, die Foasenoacht es do


 

In den umliegenden katholischen Orten wurde der Vers leicht abgewandelt auf „Brooredoag“ vorgetragen. Brooredoag war für die dort sammelnden Kinder der Donnerstag vor der Fastnacht. Brooredoag: (Bratentag: Fleischspeisentag).

Auch dabei gingen die Kinder von Haus zu Haus und bekamen dann ein Stück Wurst auf den mitgebrachten Holzspies aufgesteckt und /oder auch Eier in das mitgeführte Körbchen gelegt. Denn seinerzeit waren Fleisch- oder Wurstgerichte in ärmeren Familien höchstens einmal in der Woche erschwinglich. Waren Spieß und Korb gut bestückt, sammelten sich dann die Kinder in der Familie, Eier und Wurst wurden zubereitet und gemeinsam verschmaust.

Diese Tradition wird in dieser Form kaum noch gepflegt.

Im Vergleich der beiden Verse sind auch die ortsabhängigen Dialektunterschiede erkennbar.

O, O, O, de Brooredoag es do

wann de mer ken Broore geabt,

leeche aue Hingin nid.

O, O, O, de Brooredoag es do