Fachwerk in Schweinsberg - 2 -

Die Gefache waren ursprünglich klein, wurden später durch die Verwendung von leichterem Tannenholz größer ausgearbeitet. Der Lehm als Ausfachungsmaterial ließ sich einfach und kostengünstig vor Ort ausgraben (oft aus der Baugrube). Vermischt mit Stroh wurde er zum Füllen der mit einem Holzgeflecht versehenen Gefache verbaut.
In Schweinsberg sind außer den Schenkschen Höfen kaum größere Gehöfte zu finden. Da landwirtschaftlicher Nutzen größtenteils den Schenken zukam, entstanden die Häuser der Einwohnerschaft im Mittelalter als Gebäude für Bedienstete und Handwerker, mit einem kleinen Teil landwirtschaftlicher Nutzung und Kleinviehhaltung. Höfe mit größerer Viehhaltung waren nur vereinzelt vorhanden.
Sichtbare Hausfronten, Fachwerkgefüge und Verzierungen.
Die meist als Handwerksdomizil erbauten Häuser Im Tal und Herzberg  zeigen mit der Giebelseite zur Straße hin, während die später errichteten Häuser der Neustadt, Weidenhausen und Biegenstraße mit der Traufseite zur Straße ausgerichtet sind.
An der zur Straße gewandten Seite des Hauses befindet sich auch überwiegend der Hauseingang.
In der Neustadt stehen einige Häuser mit einem überbauten großen Tor, eine Lösung um aus den dicht stehenden Gebäuden eine Zufahrt in den hinteren Teil des Anwesens zu erhalten.
Die horizontalen Aussteifungselemente der Außenfachwerke sind häufig kunstvoll verziert. Dazu zählen sowohl Mannfiguren, Andreaskreuze, Fuß- und Kopfbänderverzierungen, als auch Inschriften die von der Erstellung des Hauses kundgeben.

Oft weist eine Schnitzinschrift die Bauherren, Baumeister und Baujahr aus,
Hier drei Beispiele:


1. DIESES HAUS IST ERBAUT VON DES HERRN RATHSCHÖF KONRAD
    PFEFFER
UND SEINE EHELICHE HAUS FRAU ANNA KUNIGUNDA
    EINE GEBORENE BECKERN

    DER ZIMER MEISTER IST HENRICH KAM AUS SCHWEINSBURG

2. DIS  HAUS STEHET IN GOTES HAND;
    GOT BEWARE ES FIR VEIER; HAGEL UND IN GEWITER;
    DAS ES NICHT FAL LN VERSEHENT DAR NITER
    DIS  HAUS HAT GEBAUT LAN? UND ANNALEISABETA  S  H  FRAU
    ANNO CHRISTDI 1699

3. HIER BAUEN WIR SO FESTE UND SIND DOCH FREMDE GÄSTE
    DOCH WO WIR SOLLEN EWIG SEIN DA BAUEN WIR GAR
    WENIG DREIN  1746


An den Eckbalken befinden sich vielfach eingeschnitzte Ornamente, die sich auch farbig von der übrigen Bemalung des Holzes abheben.
An verschiedenen Häusern ist Kratzputz als Schmuckelement angebracht, der das Gefach besonders kunstvoll und dekorativ hervorhebt.
Aber Fachwerkhäuser entsprechen größtenteils nicht den ökologischen und technischen Ansprüchen heutiger Bauweisen. Deshalb sind Unterhalt, Umbau bzw. fachgerechte Nachrüstung oft sehr arbeits-und kostenintensiv. Und die Hausbesitzer stöhnen mit dem Satz:
       Fachwerkhäuser voller Stolz, sind gebaut aus hartem Holz,
doch diese Pracht nicht ewig hält, es kost auch sehr viel Zeit und Geld

Als Betrachter solcher Bauwerke steht man oft bewundernd davor und erfreut sich an dem Formenreichtum und dem handwerklichen Können der alten Baumeister. Und wer einfach ein wenig genauer hin schaut wird an jedem Fachwerkhaus in Schweinsberg mindestens eine Besonderheit entdecken können. (JB)