Fachwerk in Schweinsberg
Beschreibung, Bilder, Inschriften von Schweinsberger Fachwerkhäusern
Ein Fachwerkhaus hat ein tragendes Gerüst aus Holz, bei dem die Zwischenräume meist mit einem Holz-Lehm-Verbund gefüllt sind. Jeder Zwischenraum stellt somit ein Fach dar, woraus sich der Begriff
Fachwerk ableitet.
Die alten Kernteile der ländlichen Ansiedlungen im Marburger Land gewinnen ihr eigenes eindrucksvolles Bild durch die Haus und Hofformen. In der Regel findet man hier das fränkische
Fachwerk-Gehöft, das in seiner U-Form mit dem Eingangstor an der offenen Seite einen harmonischen Gebäudekomplex bildet. Daneben gibt es aber noch den Hakenhof und auch das Einhaus der Handwerker und
ehemaligen Tagelöhner. Diese sind in Schweinsberg vorrangig vertreten.
Hier in Oberhessen hat sich das Stockwerkhaus durchgesetzt. Dabei sind die zwei Geschosse zwischen Keller und Dachgeschoss als Wohnräume ausgebaut. Das Dachgeschoss (Burre, andernorts auch Leawe
genannt) diente der Aufbewahrung der ausgedroschenen Getreidefrucht.
Auf den Grundmauern ruht das Fachwerk aus schweren Balken. Die Eckbalken reichten ursprünglich bis zum Dach (Ständerbau). Später beim sogenannten Rähmbau ließ man sie am ersten Stock enden. Das
Obergeschoss wurde vorgekragt, so erhielt das Haus in halber Höhe einen vorgezogenen, häufig mit Schmuckschnitzereien ausgearbeiteten Gurt. Auch die Eckbalken erhielten oft Verzierungen an den
sichtbaren Kanten.
Streben und Stützen sind besonders an den Eckbalken und im Mittelbau angebracht. An fast allen diesen Häusern findet man den „Hessenmann“ (der wilde Mann) eine Strebenkonstruktion die an eine
männliche Figur erinnert. Oft sind die Streben geschwungen.
Manchmal sieht man auch unter den Fenstern das „Andreaskreuz“.
Die heute noch in Schweinsberg vorhandenen ältesten Häuser stammen aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Sie haben ein auf niedrigem Niveau gehaltenen Keller, mit Grundmauern aus
großkalibrigen Natursteinen. Häuser in Nähe der Ohm, bzw. des Mühlgrabens wurden wegen des hohen Grundwasserstandes und Überflutungsgefahr meist ohne Keller errichtet.