Die Ohm bei Schweinsberg

Die Ohm entspringt im Vogelsberg östlich von Ulrichstein an der Westflanke des Hoherodskopfes auf etwa 577 m ü. NN. Von ihrer Quelle aus fließt sie durch einige Orte des Vogelsbergkreises in das Gemeindegebiet von Gemünden. Dort nimmt sie die von rechts zufließende Felda auf und bahnt sich ihren Weg nach Homberg Ohm. Die Stadt liegt erhöht auf der rechten Seite des Flusses. Der in Homberg liegende 295 m hohe Schlossberg zwingt die Ohm zu einem markanten Bogen. Durch Ober-Ofleiden und an Nieder-Ofleiden vorbei, setzt sie ihren Weg in nordöstlicher Richtung fort.

Ab hier wird nun die Gemarkung Schweinsberg durchflossen. Und hier teilt sie sich in den heutigen Hauptfluss und die Alte Ohm und beide fließen durch das Amöneburger Becken. Sie vereinigen sich erst wieder bei Amöneburg.
Zwischen Amöneburg, Kirchhain, Groß- und Kleinseelheim sowie Niederwald führt der Lauf der Ohm durch das Hochwasserrückhaltebecken. Bis zu ihrer Mündung in die Lahn am Cölber Eck, bildet sie die Grenze zwischen Marburg und Cölbe.

Der Zusammenfluss liegt auf etwa 193 m ü. NN, so dass die Ohm auf ihrem 59,8 km langen Weg einen Höhenunterschied von rund 384 m bewältigt. Bemerkenswert ist, dass für den 32 km langen Abschnitt vom Zufluss der Felda bis zur Mündung in die Lahn nur noch 27 m natürliches Gefälle zur Verfügung stehen. So findet das anfänglich temperamentvolle Flüsschen in seiner zweiten Hälfte einen sehr schleppenden Lauf.
Die Ohm ist ein sauberes Fließgewässer mit einem reichen Fischbesatz. Hechte bis 14 Pfund wurden gefangen. Es gab niemals einen Wassernotstand, denn genügend Wasser liefert der schnee- und wasserreiche Vogelsberg.

Im Unterlauf der Ohm hatte die Landwirtschaft, vor der Neuregulierung in den 1960er Jahren, sehr oft erhebliche Schäden durch Hochwasser zu erleiden. Besonders in den Talniederungen bei den Städten Kirchhain und Schweinsberg vernichteten die Überschwem- mungen oftmals die Heuernte; sie verursachten außerdem wegen des schlecht durchlässigen Untergrundes und der ungenügenden Binnenent-wässerung, Vernässung und Versumpfung der Wiesen. Dadurch traten zeitweise starke Leberegelseuchen auf, denen z.B. 1924 der gesamte Weidebestand an Schafen und Ziegen und ein großer Teil des Rindviehbestands zum Opfer fielen. Im gesamten Niederschlagsgebiet der unteren Ohm standen Ortsteile tagelang unter Wasser. Hierbei wurden Vorräte in Kellern, Häusern, Hofräumen und Handwerksbetrieben vernichtet oder beschädigt.
Schweinsberg war seit jeher stark verbunden mit der Ohm. Dieser intensive Zusammenhang wurde über viele Jahre auch durch die Anschrift „Schweinsberg an der Ohm“ buchstäblich erkennbar.
In früheren Zeiten bildete sie gemeinsam mit den umgebenden Sumpfflächen einen natürlichen Schutz gegen feindliche Angriffe im Südwesten der kleinen Stadt. Unter diesem Aspekt entwickelte sich die Burg Schweinsberg zu einem strategisch wichtigen Punkt in dem damaligen politischen Geschachere um Machtpositionen.
Aber die Ohm war auch ein Stück Lebensader für Schweinsberg: sie lieferte die Kraft für zwei Mühlenbetriebe, den wirtschaftlichen Wasserbedarf für Mensch und Tier, Fische aus der Ohm ergänzten ein wenig den kargen Speiseplan, es gab eine kleine Badeanstalt und im Winter konnte man auf dem zugefrorenen Flüsschen Schlittschuh laufen.